Rückblick
Oldtimer GP Schwanenstadt 2025
von Jochen Bangert

Am letzten Augustwochenende fand auf dem Hausruck-Ring unweit der Stadtgemeinde in Oberösterreich wieder der Oldtimer Grand Prix für historische Sport- und Rennmotorräder ab Baujahr 1920 statt.
Der Motorsportvereinigung, 1969 begründet und seither erprobt in der Durchführung von Straßenrennen, Motocross- und Supermotoveranstaltungen und ab 1988 auch mit diesem GP eine feste Größe im historischen Motorsport, war es wieder gelungen, alle notwendigen Genehmigungen einzuholen. Ein nicht immer einfaches Unterfangen, doch können die Organisatoren um Peter Aicher fest auf ihre Sponsoren und Anrainer, die ihre Grundstücke zur Verfügung stellen, sowie eine beachtliche Anzahl an Funktionären und Helfer-innen bauen.

Die Starterfelder in allen 9 Klassen waren mit über 300 Teilnehmern und Teilnehmerinnen voll besetzt und das Maschinenmaterial konnte berechtigt als hochwertig bezeichnet werden. Das Wetter spielte bis auf ein paar Regentropfen am Samstag ebenfalls bestens mit und so strömte das Publikum an beiden Tagen heran und die Tribünen waren stets voll besetzt.

Dank der Shuttle-Busse war es jederzeit möglich, sich an ausgewiesene Punkte kutschieren und wieder abholen zu lassen. Damit konnte man als Zuschauer immer wieder die Perspektive ändern und den Piloten bot sich eine eindrucksvolle Kulisse. Der Rundkurs mit einer Länge von 2,7 Kilometern ist durchaus anspruchsvoll und erweckt manches Mal einen Hauch TT-Feeling. Höhepunkt war natürlich der „Legenden Lauf“ mit Stargast Carl Fogarty, der Weltmeister-Titel nicht nur bei den Superbikes, sondern auch in der TT-F1 und Langstrecken-WM eingefahren hatte. Er drehte natürlich standesgemäß seine Runden auf zwei Bikes der Marke Ducati. Mit ihm fuhren viele andere ehemalige Spitzenpiloten, wobei die Ex-Staatsmeister Dr. Franz Kaserer, Manfred Baumann und Sepp Doppler die österreichische Fahne hochhielten.

Mit Thomas Wittig und Lothar Neukirchner (beide Titelträger in der DDR-Meisterschaft) sowie den „alten“ Haudegen Christian Kellner und Sepp Bader aus Waging am See war auch Deutschland bestens vertreten. Und wie es sich für Schwanenstadt gehört, waren mit Philipp Öttl und Markus Reiterberger auch noch Aktive mit dabei. Maximilian und Andreas Kofler hatten IDM-freies Wochenende und ganz offensichtlich bei ihrem Heimspiel viel Spaß. Andreas äußerte sich stolz darüber, dass die beiden Brüder fester Teil des Clubs sind.

Volles Haus konnten alle drei Kategorien bei den Gespannen verzeichnen. Die akrobatischen Einlagen der Herren und Damen in den Seitenwagen kamen bestens an und erzeugten spontan immer wieder Beifall. Was schlicht als „Beiwagen ab 1981“ tituliert war, hatte es in sich. Wer will, kann sich mal die Mühe machen und zusammenzählen, wie viele Weltmeister-Titel Tim Reeves mit Kevin Kölsch und die bewährten Kombinationen Rolf Biland – Kurt Waltisberger oder Markus Schlosser mit Marcel Fries auf sich vereinen. Eigentlich als Solist vor Ort turnte Manfred „Yeti“ Wechselberger kurzerhand bei Patrick Werkstetter. Franz Kapeller/Markus Billich, die Bachmaier-Brüder oder Peter Kirmeswenger mit Ondrej Sedlacek – weitere aus der WM, IDM oder der Sidecar-Trophy bekannte Namen rundeten das Feld ab.

Wehmut kam beim letzten Lauf am Sonntag auf, da Rolf Biland seinen Rücktritt bekannt gegeben hatte. Sein bekanntes gelbes LCR-Swissauto Gespann ist verkauft und wandert ins Museum. Ob man ihn zukünftig nur noch als Zuschauer in Schwanenstadt sehen wird, stellte Kurt Waltisberger etwas mit „der baut sich schon wieder was auf“ infrage.

Schwanenstadt hat einfach seinen ganz eigenen, besonderen Flair. Das spiegelt sich nicht nur in vernünftigen Eintrittspreisen und einem interessant gestaltetem Programmheft wider, sondern auch wie die Streckensprecher Karl Meier und Walter Ameshofer beide Tage informierten und Interviews führten. „Wir hatten Gänsehaut“ vermeldete eine Crew, die zum ersten Mal vor Ort war und meinte dabei nicht nur die Fahrerpräsentation mit Parade aller Teilnehmer, sondern auch den Auslauf ins Fahrerlager. Dort hielt es die Zuschauer nicht auf den Sitzen, sondern sie spendeten jedem Applaus oder schwenkten Kopfbedeckung und Programmheft. Stolz darf die MSV aber auf ihre Besucher sein, die selbst ausharrten, als nach einem glücklicherweise glimpflich verlaufenen Unfall die Abschiedsrunden von Rolf Biland sich verzögerten. Selbst kann man nur hoffen, dass man so fit bleibt wie Mühlfried Minnich, der mit 87 Jahren immer noch mit einer Yamaha TZ 250 dabei war, um so noch möglichst den Oldtimer-GP besuchen zu können.

Infos: https://www.msv-schwanenstadt.at/

Text und Foto: Jochen Bangert