Aschau is „A schau“ – so steht es auf den Fahrzeugen des Bauhofes der Gemeinde im bayrischen Priental und das traf garantiert auch auf die 7. Auflage der Kampenwand Historic zu. Vor Jahren musste Cheforganisator Manfred „Stonie“ Stein für seine Vision einer Oldtimerveranstaltung für historische Rennmotorräder auf dem Areal unterhalb Schloss Hohenaschau noch viel Überzeugungsarbeit leisten.
Zwischenzeitlich kann er auf breite Unterstützung in seinem Heimatort bauen. Schon der Gemeinderat sprach sich einstimmig für die Genehmigung aus, und für Baron von Cramer Klett war es keine Frage, seine Grundstücke dafür wieder zur Verfügung zu stellen. Auch die anderen Anwohner standen hinter dem GP von Bayern. So nahm ein Landwirt trotz der damit verbundenen Einschränkungen im Betriebsablauf das Fahrerlager der Gespannfahrer auf, und der Besitzer eines Autohauses freute sich über die in seinem Hof geparkten Motorräder. Da konnte dieses Mal auch Petrus nicht anders und belohnte Fahrer und Zuschauer mit hochsommerlichem Wetter.
Die Begeisterung war überall spürbar, und von allen Seiten gab es viel Lob, und wo bei anderen Veranstaltungen schon mal über den Kurs, die Enge im Fahrerlager oder sonst was gemeckert wird, sah man nur freudige Gesichter und eine völlig gelöste Stimmung. Großes Interesse herrschte schon im Vorfeld, und Manfred Stein musste mit Bedauern viele Absagen erteilen. Klar, schließlich kann das Fahrerfeld nicht beliebig ausgeweitet werden, und zum anderen galt das Motto „Qualität vor Quantität“. Mit insgesamt 11 Klassen war es möglich, einen interessanten Querschnitt durch die Motorradhistorie zu bilden. Das begann mit den Vintage-Maschinen aus der Vorkriegszeit und setzte sich über die Classic Singles fort zu den Youngtimern. Für echte GP-Stimmung wie in den 1970er Jahren am nahen Salzburgring sorgten die 50ccm Renner nicht nur wie einst mit einem Schiebestart, sondern auch mit ihrem unverkennbaren Sound. Waren da unter den Startern mit Rolf Blatter und Aalt Toersen schon bekannte Namen, galt das erst recht bei der Rennsport-Gruppe.
Michael Rudroff, die beiden Waginger Christian Kellner und Sepp Bader sowie Herbert Hauf begeisterten wie früher die Rennsportfans. Stefan Prein von außerhalb des Weißwurst-Äquators und die beiden in der einstigen DDR zu Meisterehren gekommenen Piloten Thomas Wittig und Stefan Tennstädt genossen die Gastfreundschaft und erweiterten ihren bayrischen Wortschatz um einige Brocken.
Bei den Gespannen gab es die Gelegenheit die Entwicklung im Seitenwagensport zu verfolgen. Während in der einen Gruppe die „Sitzer“ und Kneeler“ antraten, war im jeweils danach folgenden Lauf die moderneren Formel F1 und F2 dran. Dass die Passagiere im Boot beileibe nicht nur Ballast sind, sondern damit das dritte Rad am Boden blieb heftig turnten, sorgte für viele tolle Fotomotive. Damen wie Maria Gundinger oder Helga Gierlinger zeigten, dass sie ihren am Lenker sitzenden Ehegatten voll vertrauen und das schon über viele Jahre hinweg.
Die Gespannfahrer hatten sich zudem eine Überraschung einfallen lassen und kutschierten Kinder aus dem ortsansässigem Orthopädischen und Heilpädagogischen Zentrum zu ein paar Ehrenrunden. Mit den dabei gesammelten Spenden wollen Initiator Thoms Stippel und „Stonie“ den Kids einen Ausflug ermöglichen. Ehemalige Rennfahrer wie Peter Frohnmeyer und Lorenzo Puzo hatten für die Taxifahrt die Patenschaft übernommen. Die beiden letztgenannten waren sowieso vor Ort, da das Vera-Treffen ehemaliger Rennfahrer dieses Mal den Chiemgau als Ziel hatte.
Es konnte einem durchaus passieren, dass man auf einmal am Zaun neben Legenden wie Dieter Braun, Martin Wimmer oder Gerhard Waibel lehnte. Gut an kamen auch die Einlagen der Super-Moto-Fahrer. Die Truppe aus Freilassing driftete auf dem für sie nahezu perfekten Kurs und senkten nebenbei deutlich den Altersdurchschnitt der Teilnehmer. Den hatte akribisch Streckensprecher Karl Meier ausgerechnet und sich über jeden jüngeren Fahrer wie Brandon Schmidt mit seiner KTM gefreut. Überhaupt führte die „Stimme von der Kampenwand“ über zwei Tage wie immer informativ bis zum Abwinken am frühen Sonntagnachmittag durchs Programm oder führte launige Interviews.
Vielleicht hat die Andacht und Fahrzeugweihe am Sonntagmorgen ihren Teil dazu beigetragen, dass der Grand Prix nahezu sturzfrei über die Bühne gegangen ist. Hoffentlich nimmt Manfred Stein nach seinem wohlverdienten Urlaub schon bald die Planungen für die nächste Kampenwand Historic in Angriff, denn viele äußerten sich klar mit „wir wären wieder mit dabei“.
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